Naturparke und ökologisches Netzwerk der Schutzgebiete 2018

Die Karte entsammt einer Zusammenarbeit zwischen dem GIS-GR und dem Institut de Gestion de l'Environnement et d'Aménagement du Territoire (IGEAT) der Freien Universität Brüssel. Sie ist Teil des Themenhefts "Umwelt und Energie", das durch das IGEAT im Rahmen der Raumanalyse für das Raumentwicklungskonzept der Großregion (REKGR) erstellt wurde.

Der Natur- und Landschaftsschutz bezieht die Partner der Großregion in grenzüberschreitende Kooperationen ein, insbesondere über ihre Naturparks. Die Einrichtung eines ökologischen Netzwerks, das es Pflanzen- und Tierarten ermöglicht, sich zu entwickeln und sich durch das große regionale Gebiet zu bewegen, ist für die Erhaltung oder Wiederherstellung der biologischen Vielfalt unerlässlich.

 

Die Naturparke, Gebiete für den Schutz und die Aufwertung der Natur und der Landschaft

Naturparks in ländlichen Gebieten zielen darauf ab, eine oder mehrere Gemeinden um ein Projekt für eine nachhaltige territoriale Entwicklung herum zu bündeln, das auf dem Schutz und der Verbesserung ihres natürlichen, landschaftlichen, gebauten und kulturellen Erbes in Harmonie mit den menschlichen Aktivitäten basiert.

Derzeit gibt es 23 Naturparks, die fast ein Viertel der Fläche der Großregion einnehmen. Diese Strukturen konzentrieren sich im Zentrum der Großregion, wo eine Reihe von wald- und moorreichen Naturparks den Westen von Rheinland-Pfalz, den Norden Luxemburgs und den Osten und Süden Walloniens verbinden. Im deutschen Teil erstreckt sich der Naturpark Saar-Hunsrück vom Hunsrückwaldmassiv bis zu den Weinbergen von Saar und Mosel, auf beiden Seiten der Grenze zwischen Saar (44% der Fläche) und Rheinland-Pfalz. Im nordöstlichen Teil des Parks befindet sich der Nationalpark Hunsrück-Hochwald, der ebenfalls überregional und ausschließlich dem Naturschutz gewidmet ist. Der Naturpark Trois Frontières/Dräilännereck in Luxemburg, dessen Schaffung derzeit geplant ist, könnte dieses grenzüberschreitende Netzwerk bereichern.

Zwei Biosphärenreservate, die das Netz der Naturparks vervollständigen, erstrecken sich im östlichen Teil der Großregion. Diese Gebiete, die von der UNESCO international als Exzellenzgebiete für die Erhaltung der biologischen Vielfalt anerkannt sind, spielen eine Rolle als "Modellgebiete". Im Herzen von Biosphärenreservaten unterliegen Kern- und Pflegezonen einem strengen Naturschutz, im Gegensatz zu peripheren Entwicklungszonen, in denen menschliche Aktivitäten wie in Naturparks erlaubt sind.

Auf beiden Seiten der französisch-deutschen Grenze verbindet das grenzüberschreitende Biosphärenreservat „Pfälzerwald-Nordvogesen“ die ausgedehnten Forstgebiete der Naturparke der Norvogesen im Grand Est und des Pfälzerwalds in Rheinland-Pfalz miteinander. Er wird durch einen Direktionsausschuss geleitet, dessen Vorsitz im Wechsel von 2 Jahren von den französischen und rheinland-pfälzischen Instanzen übernommen wird.

Neben dem Biosphärenreservat „Pfälzerwald-Nordvogesen“ gelegen, erstreckt sich das Biosphärenreservat Bliesgau mit seinen niedrigen, mit Orchideenwiesen, Buchenwäldern und Flussauen bedeckten Hügeln im Südosten des Saarlandes.

Diese durchgehenden Biosphärenreservate bilden die einzige grenzüberschreitende Verbindung Lothringens mit dem Rest der Großregion. Das Fehlen von Naturparken im nördlichen Zentrum und im Nord-Westen der französischen Region begrenzt die Möglichkeit einer Verbindung der grenznahen ländlichen Gebiete mit den wallonischen und luxemburgischen Parks.

Die zu den Naturparken und den Biosphärenreservaten gehörenden Gebiete praktizieren in vielfältiger Art und Weise die grenzüberschreitende Zusammenarbeit; dies vor allem im Rahmen von Interreg Projekten. Diese bestehen u.a. aus gemeinsamen Aktionen zur Wiederherstellung von sensiblen Naturbereichen, Aktionen zur Entwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft, Aktionen zugunsten einer touristischen Entwicklung oder Austausch von Kenntnissen und Know-how in puncto baukulturelles Erbe.

 

Die geschützten Naturgebiete als Bestandteile eines grenzüberschreitenden ökologischen Netzwerks

Die Herausforderungen in den Bereichen Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität auf dem Gebiet der Großregion sind Gegenstand von nationalen oder regionalen Strategien. Alle beinhalten das Konzept des ökologischen Korridors, Stärkung von Kernzonen zur Entwicklung der Biodiversität und der linearen Verbindungszonen. Dies erlaubt es der Fauna und Flora, sich unter guten Voraussetzungen in den unter anthropogenem Druck stehenden Gebieten auszubreiten.

In den meisten Staaten/Regionen ist die Realisierung des ökologischen Korridors hauptsächlich über die Verwirklichung des paneuropäischen Verbunds der Natura 2000 Gebiete gesichert. Dieses besteht aus besonderen Schutzzonen der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG). Es umfasst Naturreservate aber auch Grundstücke, deren Nutzung unter der Bedingung bestehen bleibt, dass diese mit den Zielen der Erhaltung, auf deren Grundlage sie als solche ausgewiesen wurden, übereinstimmt.

Strenge Schutzzonen, die nicht als Natura 2000-Gebiete ausgewiesen sind, vervollständigen den ökologischen Korridors. Diese unterscheiden mehrere Arten von Gebieten, die auf der nationalen oder regionalen Ebene definiert wurden (Naturschutzgebiete, biologische Schutzgebiete in Waldgebieten, Waldreservate, Nationalparks, Kern- und Pflegezonen der Biosphärenreservate,...).

Lothringen unterscheidet sich von den anderen Staaten/Regionen durch eine begrenzte Anzahl von Natura 2000-Gebieten und ergänzenden Schutzgebieten. In dieser Region wird das ökologische Netzwerk durch das grüne und blaue Netzwerk (trame verte et bleue) umgesetzt. Es handelt sich um ein nationales Konzept, das Biodiversitätsreservoirs (dazu gehören neben Natura 2000 und anderen Schutzgebieten verschiedene Arten von Gebieten, die als biologisch oder ökologisch wertvoll anerkannt sind, Gewässer mit gutem oder sehr gutem ökologischen Zustand usw.), und lineare ökologische Korridore identiziert (Flüsse und Kanäle und angrenzende Vegetation, Hecken, Interpunktion durch Teiche und Baumhaine....), die die Verbindung zwischen den Reservoiren sicherstellen.

Die Struktur des Korridors variiert je nach Staaten/Regionen: ein Mosaik von meist kleineren Gebieten in Luxemburg und im Saarland,  gemischte Strukturen in der Wallonie, in Rheinland-Pfalz und in Lothringen (Mosaik von kleinen Gebieten im Norden der Wallonie, im Westen von Rheinland-Pfalz und in den nord-zentralen, südwestlichen und südöstlichen Teilen Lothringens ; große Gebiete im wallonischen Süden, im Norden und Westen von Rheinland-Pfalz und anderen Teilen Lothringens).

Eine grenzüberschreitende Kontinuität von Natura 2000 - Gebieten existiert in den Tälern von Gewässern, die die Grenze zwischen Staaten/Regionen bilden (Our, Sauer) oder diese Grenzen überqueren (Wiltz, Attert). Für die Ausbreitung der terrestrischen und aquatischen Lebewesen an zahlreichen Standorten in dieser Umgebung, spielen die nassen Uferbereiche, die starke Neigung der Hänge und insbesondere die von kalkhaltigem Boden bedeckten Terrassen eine große Rolle.

In Lothringen werden die Verbindungen zu den Nachbarn hauptsächlich durch Reservoire (die meisten davon sind nicht als Natura 2000 oder streng geschützte Gebiete ausgewiesen) und Korridore im grünen und blauen Netzwerk hergestellt. Im äussersten Nordosten seines Gebietes liegen die bewaldeten Bereiche und die Täler der nördlichen Vogesen in der Nachbarschaft zu jenen des Pfälzerwaldes in Rheinland-Pfalz (Biosphärenreservat).

Mehrere grenzüberschreitende Aktionen zur Wiederherstellung von Natura 2000 Standorten werden oder wurden seit den 2000er Jahren im Rahmen der europäischen LIFE-Nature Projekte durchgeführt: Life « Otter » (2005-2010), Life « Arnika » (2006-2010), LIFE « Luchs » (2016-2020), LIFE « Biocorridors » (2016-2020)…

 

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