Güterverkehr 2018: überregionale Ebene

 

Die Karte entsammt einer Zusammenarbeit zwischen dem GIS-GR und dem Centre de recherches et d'études pour l'action territoriale (CREAT) der Katholischen Universität Löwen (UCLouvain). Sie ist Teil des Themenhefts "Mobilität", das durch das CREAT im Rahmen der Raumanalyse für das Raumentwicklungskonzept der Großregion (REKGR) erstellt wurde.

 

Durch ihre zentrale Lage innerhalb Nord-West-Europas und insbesondere dank ihrer Nähe zu den wichtigsten Eingangstoren für Konsumgüter, den Seehäfen der Nordsee, verfügt die Großregion über einen großen Vorteil.

 

In Europa bleibt der Straßenverkehr weiterhin dominierend

2016 erfolgte der Güterverkehr innerhalb der europäischen Union zu 76,4% über den Straβenverkehr, zu 17,4% mit der Bahn und zu 6,2% mit dem Schiff. Seit 2011 gewinnt der Straßenverkehr weiterhin Marktanteile auf Kosten der anderen Transportarten.

Luxemburg, im Herzen der Großregion gelegen, ist besonders durch den Güterverkehr auf der Straße betroffen, wobei 85% der registrierten Fahrten internationaler Art sind. Dieser überregionale Durchgangsverkehr hat große Auswirkungen auf den internen Fahrzeugverkehr in der Großregion und die Straßensicherheit. Er führt zudem zur Verschlechterung der Haupt- und Nebenstraßen und rückt die Frage der Autobahnparkplätze für Lastkraftwagen in den Mittelpunkt.

 

Alle Teilräume der Großregion empfehlen eine Verlagerung des LKW-Verkehrs hin zum Binnenschifffahrts- und Schienenverkehr

Die Planung multimodaler Güterverkehrszentren (GVZ) Fluss-Straße-Schiene ist das Hauptmittel zur Förderung der Komplementarität der Verkehrsträger. Die Großregion hat mehrere solcher multimodalen Plattformen, die zum größten Teil am Rhein und an der Mosel (Lothringen) liegen. Die wallonische Achse verfügt ebenfalls über solche Infrastrukturen wie z. B. Lüttich mit seinem Flughafen und dessen (vorgesehener) Integration in das CAREX-Projekt. Im Umkreis dieser Infrastrukturen befinden sich zudem zahlreiche Gewerbe- und Industrielager (mit Flächen über 25 Hektar), die diese multimodalen Plattformen funktionell ergänzen.

Die Nutzung und der Zugang zu diesen Plattformen sowie die Probleme der Verkehrsüberlastung an den Innengrenzen weisen auf einen Mangel an Koordination zwischen den Teilräumen der Großregion hin. Das Dokument „Bilanz und transversale Bestandsanalyse“ unterstreicht ebenfalls, dass dieser Mangel an Koordination zu einer internen Konkurrenz führen könnte. So erwähnt dieses Dokument das Terminal Container Athus (TCA) und den Eurohub Sud in Bettemburg, die weniger als 25 Kilometer voneinander entfernt liegen, jedoch beide Ausbauarbeiten planten (Anschluss an das französische Netz für das TCA und Erweiterung des Standortes in Bettemburg). Beide multimodalen Logistikplattformen stellen jedoch die Verbindung zwischen Nordsee und Mittelmeer her und laufen dadurch Gefahr, Doppelstrukturen zu schaffen und die Konkurrenzsituation zu verschärfen. Es sei darauf hingewiesen, dass das Vorhaben des Eurohub Sud in Bettemburg in der Zwischenzeit in die Tat umgesetzt wurde.

 

Drei Binnenwasserstraßen durchqueren die verschiedenen Teilräume der Großregion (Luxemburg ausgeschlossen)

Die Verkehrsverbindung Sambre-Maas auf der wallonischen Achse verbindet die Großregion mit Valenciennes auf französischer und mit Maastricht auf niederländischer Seite. Eine kleinere Verbindung besteht ebenfalls in Richtung Süden und geht von Namur bis Givet in Frankreich. Diese Flussverbindung ist Teil des TEN-V-Nordsee-Mittelmeer-Korridors. Auf dieser Achse befindet sich ein größerer Hafen: der (autonome) Hafen von Lüttich mit einem jährlichen Umschlag von 21 Millionen Tonnen. Die Verkehrsverbindung Sambre-Maas verbindet somit den Norden der Großregion mit großen Nordseehäfen, deren wichtigste Vertreter Dünkirchen, Gent, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam sind. Mit dem SDT möchte die Wallonie ihre Flussverbindungen zu den Nordseehäfen stärken. Hiervon zeugen der Bau der Schleuse von Lanaye, um die Verbindung Lüttich-Rotterdam zu verbessern und das Projekt zum Ausbau des Canal du Centre als Europawasserstraße (Klasse IV), um die Verbindung mit der belgischen und der französischen Küste zu fördern. Die Nähe zu und die direkten Verbindungen der Großregion mit den Seehäfen der Nordsee sind besonders interessant, zumal die verfügbaren Flächen und die Mobilität rund um diese Häfen einer Sättigung immer näher kommen.

Weiterhin ist die Anbindung an den Rhein, der die Städte Köln (NRW) sowie Koblenz und Mainz (Rheinland-Pfalz) verbindet, zu erwähnen. Anschließend bewegt sich diese Wasserstraße weiter südlich entlang der Großregion. Diese Verbindung zum Meer ist Teil des TEN-V-Rhein-Alpen-Korridors. Vier große Häfen befinden sich in der Großregion oder in deren Nähe: Koblenz, Mainz, Mannheim und Karlsruhe. Über den Rhein hat die Großregion eine Verbindung zur Nordsee. Außerdem ermöglicht diese Wasserstraße über die Donau Verbindungen zwischen der Großregion und Osteuropa.

Die Anbindung an die Mosel, der einzigen grenzüberschreitenden Wasserstraße innerhalb der Großregion, geht auf der Höhe von Koblenz vom Rhein aus und schlängelt sich entlang der luxemburgischen Grenze in Richtung Lothringen. Es gibt auch eine von Trier ausgehende Verbindung hin zur Saar. Diese Wasserstraße teilt sich auf zwei TEN-V-Korridore auf: der deutsche Abschnitt gehört zum Rhein-Alpen-Korridor und der französische zum Nordsee-Mittelmeer-Korridor. Der im Saarland gelegene Abschnitt gehört nicht zum TEN-V. Auf diesem Abschnitt der Mosel befinden sich drei größere Häfen: Koblenz, Mertert (an der deutsch-luxemburgischen Grenze) und Metz.

Bleibt noch anzumerken, dass der große Schiffsverkehr auf den Achsen der Mosel bei Nancy und des Rheins bei Basel (Mulhouse) unterbrochen wird. Es gibt also für den Schwerlastverkehr auf dem Wasserweg keine durchgehende Verbindung zum Mittelmeer. Zwei komplementäre Projekte zur Behebung dieses Mangels befinden sich jedoch in der Planungsphase („Saône-Mosel“ und „Saône-Rhein“). Das Projekt Saône-Mosel, das eine Verbindung für den Schwerlastverkehr zwischen Nancy und Dijon ermöglichen soll, ist für 2030 geplant. Dies ist aber nicht das einzige Projekt; die Strategiedokumente für Lothringen (Pacte Lorraine 2013, Lorraine 2020, SRADDET 2018) heben Bedeutung von Inbestitionen in den Wasserverkehr hervor. So sind mehrere Projekte zur Zeit in der Umsetzung begriffen oder wurden bereits beendet, darunter die Verlängerung der Schleuse von Clévant.

Angesichts der Projekte im Bereich der Transportinfrastrukturen, die eine Auswirkung auf die Großregion haben könnten, ist das Projekt des Seine-Nord-Kanals hervorzuheben. Das Projekt dient der Schaffung einer Verbindung zwischen der Seine und der Nordsee für Schwertransporte. Die Wichtigkeit dieses Projekts wurde kürzlich bekräftigt, indem es als vorrangig und dringend eingestuft wurde. Das Projekt wird Auswirkungen auf die Großregion und insbesondere auf den wallonischen Teil haben.

 

Die Großregion als Kreuzung vieler Schienenverkehrswege

Der Güterschienenverkehr erfolgt hauptsächlich über die TEN-V-Korridore. Sieben Korridore durchqueren die Großregion oder sind ihr zugänglich:

Drei Korridore haben eine Verbindung zu den großen Nordseehäfen, zwei davon haben eine Verbindung zum Mittelmeer: der Nordsee-Mittelmeer-Korridor, der über Lüttich, Namur, Bettemburg (Luxemburg) und Metz/Woippy führt, und der Rhein-Alpen-Korridor über Montzen (Lüttich) und Mannheim. In Richtung Westen liegt die Großregion zudem mit den Bahnhöfen Metz/Woippy und Mannheim auf dem atlantischen Korridor.

Zurzeit verfügt die Großregion über keine attraktive Verbindung zu Osteuropa. Diese Verbindungen erfolgen ausschließlich über den Norden Deutschlands und Italiens. Verbindungen ab Mannheim und Karlsruhe sollen jedoch bis 2020 in den Rhein-Donau-Korridor integriert werden. Somit könnte der Güterverkehr aus dem Westen in Richtung Osteuropa (oder umgekehrt) den Weg durch die Großregion nehmen. Diese Korridore könnten außerdem als Ausweichroute für Güter in Richtung Osten fungieren, die sonst nördlicher oder südlicher liegende Korridore benutzen, wenn diese überlastet sind. Allgemein sollte die Aufnahmefähigkeit des bestehenden Schienennetzes für zusätzlichen Verkehr genauer untersucht werden.

Ebenso ist darauf hinzuweisen, dass die Auswirkungen der Schienengüterverkehrsstrecken auf die Bevölkerung in stark urbanisierten Räumen keinesfalls zu vernachlässigen sind (insbesondere in Bezug auf den Lärm) und dass alternative Strecken in Betracht gezogen werden könnten (dies trifft insbesondere auf das Rheintal zu).

 

Erneute Steigerung des Güterluftverkehrs nach einigen Jahren der Stagnation

Zwei Flughäfen der Großregion gehören zu den fünfzehn größten europäischen Flughäfen im Bereich des Warentransports: Luxemburg-Findel (6.) und Lüttich-Bierset (8.). Die Großregion befindet sich zudem in der Nähe der zehn größten Frachtflughäfen Europas. Die Konkurrenz ist hier somit besonders hoch.

Die Hauptkonkurrenten für Luxemburg -Findel und Lüttich-Bierset sind Paris-Charles-de-Gaulle, Frankfurt, Amsterdam-Schiphol und London-Heathrow.

Zwischen 2007 und 2017 musste der Flughafen von Luxemburg-Findel einen starken Rückgang der Aktivitäten verzeichnen, erholte sich jedoch und nähert sich 2017 einem Frachtvolumen von 900.000 Tonnen. Dieses Wachstum könnte sich fortsetzen, da für Ende 2018 Bauarbeiten (Steigerung der Kapazität der Frachtflugzeuge) vorgesehen sind. Die Entwicklung des Flughafens von Lüttich-Bierset ist eher verhalten, da das Frachtvolumen zwischen 2000 (270.307 Tonnen) und 2010 (639.669 Tonnen) zwar verdreifacht wurde, diese Zahl seitdem jedoch stagniert.

 

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